Zur Zeit befinde ich mich aufgezwungenermaßen

in einem so defensiven Zustand,

dass mir der Glaube an die Wirksamkeit eigenen Handelns

mehr und mehr verlorengegangen ist.

 

Manchmal aber erinnere ich mich noch an die Frau, die ich einst war.

Jene, die Abenteuer und Freiheit so sehr liebte.

Mut hatte. Zuversicht. Vertraute. Auf Gott und die Welt.

Lang ist's her, vielleicht auch nicht. Kann sein, es kommt mir nur so vor.

 

Oft denke ich an frühere Patienten, die mich mahnten,

das Leben sei sehr viel kürzer, als eine junge Schwester glaube.

Wenn sie von der Vergangenheit sprachen,

waren es oft ihre Reisen, von denen sie erzählten.

 

Mit blitzenden Augen und einem vielsagenden Lächeln,

da in ihrer Erinnerung ein fernes Land, der Duft von Blüten,

ein exotisches Festessen, eine geheimnisvolle Melodie,

vielleicht auch ein ganz besonderer Mensch

lebendig und scheinbar zum Greifen nah wurden.

Seitdem verstrichene Jahre verloren für kurze Zeit ihre Bedeutung.

 

Vielleicht ergeht es mir jetzt ähnlich.

Ich versuche instinktiv viel belastendes um mich her

mit anderen, positiv besetzten Bildern zu überdecken.

Wenn ich keinen Schlaf finde gehen die Gedanken oft zurück.

Und bleiben immer wieder auf bestimmten Wegen hängen.

Vielleicht, um mir zu verdeutlichen, dass es mich einmal gab.

Oder wieder geben könnte. Wenn ich nur fest genug daran glaube.

 

 

 

Reisen ist ein Prozess des Verschwindens,

ein einsamer Weg

auf einer dünnen geographischen Linie,

die ins Vergessen führt.

 

(Paul Theroux)