11. Februar 2016

Ein wenig neblig war es am frühen Morgen, ein bischen dunkel ist es jetzt um halb neun immer noch. Peter ist schon lange fort - er muss um 5.50 Uhr aufstehen... Meistens versuche ich dann den fehlenden Schlaf nachzuholen, denn unser Lebensrhythmus ist unterschiedlich. Er ist relativ früh am Abend müde, schläft ein, ich bin meistens bis zwei Uhr wach, versuche mir Sendungen anzuschauen, die er nicht mag. Oder nicht versteht. Ich schlafe also normalerweise gerade dann fest, wenn sein Wecker klingelt...

Permanent habe ich das Gefühl mein Schlafdefizit wie eine ständig anwachsende Bugwelle vor mir herzu-schieben. Möchte aber andererseits die wenigen Stunden nutzen, in denen ich allein bin. Das kann nicht funktionieren. Ich versuche zu essen, was ich mag. Zu lesen, was mich interessiert. Informationen einzu-holen, die mir wichtig sind. Es ist ein ständiger Spagat zwischen zwei unterschiedlichen Lebensformen. Die quasi von einem auf den anderen Tag zu einer verschmelzen sollten. Was unmöglich ist.

Oft habe ich das Gefühl in einem gewissen Sinne zu implodieren. Weil ich mir immer wieder sage, dass Dis- kussionen nichts (ein)bringen. Wenn der Partner gar nicht versteht wovon man redet. Damit schlicht über- fordert ist. Vermeidung kann Nerven schonen. Muss es aber nicht. Vorgestern platzt mir der Kragen und es rutscht mir heraus: "Langsam aber sicher habe ich das Gefühl zu verblöden, so geht es nicht weiter!" Peter ist getroffen, versucht aber es sich nicht anmerken zu lassen. Themenwechsel. Seufzen.

Oft sagt er stolz: "Ich habe jetzt eine sehr schöne und kluge Freundin!" Dann fragt sich die Gegenseite: "Woher hat er die? Wie funktioniert das?" Nur mit sehr viel Toleranz. Von beiden Seiten.

Es gab eine Nacht, da bekam ich kein Auge zu. War schlicht hellwach. Und zornig. Worauf genau, das hätte ich gar nicht explizit formulieren können. Aber mir fielen Sätze dazu ein. Und als ich am Morgen allein war, da schrieb ich sie auf:

Das ist nicht mein Leben.

Das ist nicht mein Leben.

Das ist nicht mein Leben.

Das ist nicht mein Leben.

Das ist nicht mein Leben.

Das ist nicht mein Leben!

 

Ja, reden könnte helfen. Aber dazu gehören immer zwei Menschen. Und gewisse Grundlagen. Die nicht da sind und die man nicht erzwingen kann. Wie funktioniert die Beziehung dann? Mit Toleranz. Beiderseits. Denn natürlich ist es auch für Peter nicht einfach. Wenn man von all' den Gegebenheiten absieht die mir wichtig wären, dann ist er ein Traumpartner. Kocht, spült, kauft ein, hackt Holz für unseren einzigen Ofen, drechselt mir kleine Aufmerksamkeiten, deckt mich zu, massiert meine Füße, bringt mir Kaffee ans Bett, möchte immer, dass es mir gutgeht. Fragt ständig, ob alles nach meiner Zufriedenheit ist. Was aus seiner großen Unsicherheit resultiert.  Er merkt, dass etwas nicht stimmt, aber die Worte dafür fehlen ihm. Kann man aber gerade das von einem Handwerker verlangen?

In wenigen Wochen werden wir gemeinsam zu einem Jakobsweg antreten. 23 Tage kaum unterbrochene Paar-Zeit. Für Peter ein ganz großes Abenteuer! 250 km Camino, von Portugal nach Spanien. Im Grunde ist das nichts. Eigentlich. Für einen Menschen aber, der kein Ausland kennt und praktisch keine Fremdspra-chenkenntnisse hat, da sieht das schon ganz anders aus... Der gute Wille war da, aber von abendlicher Pau- kerei eines Englisch-Lehrbuches für ältere Erwachsene ist nur ein einziger Satz hängengeblieben: "Where do you come from?" Mit der Antwort wäre die Konversation dann beendet...

 

Hilf Himmel! Im wahrsten Sinne des Wortes. Es wird schon werden. Irgendwie.

Flüge, Hostals, etc habe ich gebucht. Werde lebendiger Wanderführer sein.

Peter freut sich, zählt in gespannter Vorfreude die Tage. Ein (sehr) großes Kind.

Er wird einfach mitgehen, was auch immer mein Ziel sein wird. Das (be)rührt mich schon sehr..

 

 

Songtext "Don't know much about"  (deutsche Übersetzung)

 

Ich weiß nicht viel von Geschichte, von Biologie auch nicht.

Aus dem Physikbuch habe ich so gut wie nichts behalten,

genau wie in Französisch.

Aber ich weiß, dass ich dich liebe

und wenn du mich auch lieben würdest -

was wäre das für eine wundervolle Welt!

 

Ich behaupte nicht, dass ich ein Einser-Schüler bin,

aber ich geb' mir alle Mühe einer zu werden,

denn wenn ich's schaffe,

kann ich vielleicht deine Liebe gewinnen...

 

In Geographie kenn' ich mich nicht gut aus,

mit Trigonometrie auch nicht,versteh' nicht viel von Algebra,

hab' keine Ahnung, wozu ein Rechenschieber gut ist.

Was ich aber weiß: Eins und eins sind zwei

und wenn die eine eins mit dir zusammen sein könnte -

was für eine wundervolle Welt könnte das sein!