Schon in der Nacht ist meine engste Freundin angereist und hat sich ungefragt einquartiert. Im Grunde hat sie mich seit Mitte Dezember kaum verlassen. Seit damals, als es anfing. Mit der Dunkelheit, die sich wie eine mausgraue Käseglocke über die Stadt gestülpt hat. Und den Stürmen, die Tag und Nacht nicht verge- hen wollten, als existiere ein unsichtbarer Sog, der sie in alle Richtungen führte. Dann besuchte mich zu- dem ein Freund, der mir schon lange Begleiter ist. Ungeliebt. Aber beständig. So bin ich sie denn beide nicht für einen einzigen Tag wirklich losgeworden, um meine früher gewohnte Freiheit zu genießen.

Es geht mir nicht darum überhaupt keinen Kontakt zu ihnen zu haben. Den akzeptere ich schon. Grundsätz- lich jedenfalls. Auch wenn ich andererseits wiederum darauf verzichten könnte. Weil beide mich mahnen und mir die immer gleichen Geschichten erzählen. Zum hundertsten, oder tausendsten Mal?! Ich hab' sie schon ein Leben lang angehört. Und ich mag nicht mehr. Es reicht. Irgendwann muss es auch mal gut sein. Dann möchte ich ganz laut "STOPP!!" schreien. Die kaputte Haustür weit aufschlagen, das Reisegepäck mit Schwung auf die Strasse schleudern und meine Gäste auf eben jene bitten.

Ob mir die "richtigen" Worte dazu fehlen? Wie sollte ich die entscheidenden Sätze denn formulieren? Un- zählige Male hab' ich's schon getan. Heimlich, still und leise in meinem Kopf. Aber das hat nicht wirklich da- zu beigetragen etwas auf Dauer zu verändern. Und wenn ich tatsächlich den Mut hatte, meine Gedanken zu verbalisieren, so wurde es auch nicht besser. Das kam verkehrt an. Seltsam, jetzt, da ich es so niederschrei- be fällt mir etwas auf. Ist das schon wieder etwas so "typisch Asperger"? Zu schreiben "meine Gedanken", statt "meine Gefühle"? Das sind wohl die kleinen Unterschiede. Aber für mich nicht, da sind Gedanken und Empfindungen  eins.

Für mein Gegenüber aber nicht. Ich weiß das. Doch ich kann nicht permanent in meinem Kopf "Gesprächs - Schach" spielen, immer um mehrere Züge voraus. Warum sollte ich auch, wenn mein Kontakt sich gleich- zeitig kein bischen darum bemüht? Noch weniger, wenn er sich in der Rolle des NT's sicher fühlt. Denn ich bin ja die Person mit einer Besonderheit. Also soll gefälligst ich mich anstrengen.

Logisch, oder? Für mich nicht. Mit meinem Nachbarn von gegenüber, mit dem mich so etwas wie Freund- schaft verbindet, gibt es Probleme dieser Art gar nicht. Weil wir uns blind verstehen. In einem ganz grund-sätzlichen Sinne. Wir sprechen nicht in Fremdsprachen. Ich bin nicht hinterher vor Anstrengung nass ver- schwitzt. sondern locker. Das zeigt mir, dass da etwas sehr stimmig ist. Und wie anders das Leben für mich sein könnte, wenn ich nicht permanent angespannt sein müsste. Sondern mehr in meiner Welt leben könn- te. Wo man mich verstehen würde. Einfach so. Unaufgeregt. 

Wer meine Gäste sind? Die Migräne und der Schmerz. Es gefällt ihnen anscheinend bestens bei mir und sie wollen gar nicht mehr fort. Erstere hat sich heute wenigstens am Abend verabschiedet und mir dafür Kopf- schmerzen zugesellt. Nicht gut, aber immerhin ein Fortschritt. Ein kleiner. Für morgen wird Sonne erwartet. Jeder Wetterwechsel macht mir arg zu schaffen, also könnte meine Besucherin zurückkehren. Was ich nun wirklich nicht brauche!

 

 

Man sieht, dass man nichts sieht? Nächtens entstanden? Nein, am 15.Januar 2015 um 14 Uhr. So sieht es bei mir nunmehr seit Wochen mit ganz geringen Ausnahmen aus. Das braucht kein Mensch. Die Kerzen brennen übrigens sonst am Tage nicht, das wäre pure Verschwendung. Aber hätte ich sie nicht für das Foto entzündet, hätte man wohl nicht einmal die Umrisse gesehen. Das schlägt auf's Gemüt. Geht an die Nieren. Liegt mir auf der Seele. Weihnachten und Silvester ohnehin. Diese (für mich) Horrortage sind überstanden. Ich hatte mir etwas von ihnen erhofft. Vergeblich. Es ist wohl zu schwierig mich zu verstehen. Vielleicht drücke ich meine Gefühle unverständlich aus! Und die Gedanken sind zu komplex?

Das aber vermag ich bei allem guten Willen nicht zu verändern.

Doch es gibt Menschen, zu denen ich gehöre. Das tröstet. Ich bin dadurch nicht ganz allein!

 

 

Heute deshalb mal kein Video von youtube. Sondern ein Link zu einem Weblog. Das mir wichtig ist.

Wer mag, kann den Beitrag lesen. Und evtl. den Kommentar von R. Bringmann. Da ist alles gesagt...

 

https://innerwelt.wordpress.com/2015/01/15/zu-schwierig/