Er fragt mich ganz leise: "Bist du glücklich?" Und schaut mich dabei mit seinen großen Kinderaugen an, die er immer hat, wenn er Unsicherheit überspielen möchte. Die Antwort darauf ist schwierig. Da mir klar ist, was er hören möchte, ich aber nicht sagen kann. Also frage ich zurück: "Ach Peter, Glück - das ist ein gro- ßes Wort, was bedeutet das schon genau?" So vermag man herrlich auszuweichen. Auch beim Thema Zu- kunft. Liebe. Pläne. 

Man könnte die Fragestellung auch umdrehen: "Bin ich unglücklich?" Ja und nein. Fast alles in meinem Le- ben hat sich verändert. Vieles daran finde ich gut. Da ist ein Mann der für mich baut, kocht, spült, sich die Wäsche auflädt, mir Kerzen anzündet, Blumen mitbringt, kleine Geschenke ("Schau mal, in rosa, für Prin- zessinnen!"). Der mich ständig fragt wie es mir geht, ob er etwas für mich tun kann. Der mit mir im Arm einschläft, sofort bemerkt, wenn ich auf leisen Sohlen aus dem Bett gleite. Überhaupt jede Regung an mir.

Ein wahrer Traummann, so könnte man meinen. Vermutlich ist er das auch. Nur bin ich eine typische Singlefrau. Was ich auch nie ändern wollte. Mein Heim war meine Burg, im allerwahrsten Sinne des Wortes. Nun ist sie mir genommen. Manchmal frage ich mich, was überhaupt noch übrig ist. Von meinen Sachen. Meinem Leben. Von mir selbst. Ist das, was zur Zeit stattfindet, nicht ein seltsames Theaterstück für zwei Personen? Fernab jeder Realität?

Dass etwas (oder vieles??) nicht stimmt, das erkenne ich sehr wohl. Man kann vielleicht die Umwelt belü- gen. Aber niemals sich selbst. Was ich auch gar nicht erst versuchen würde. Weder mit anderen Menschen, noch mit mir. Es ist auch ganz einfach zu erkennen. Denn ich bin nun bereits seit fünf Wochen krank und zwar richtig und unübersehbar. Sechs Arztbesuche haben daran rein gar nichts geändert, Unmengen von Schmerzmitteln auch nicht. Diese Sprache ist mehr als deutlich. Irgendetwas (oder irgendwer?) "kränkt" mich. Da "schmerzt" was. Es gibt einen Spruch dazu, den ich mir einmal in der Reha abgeschrieben habe:

 

"Ich werde mich krank machen", sprach der Körper zur Seele,

"dann muss der Mensch auf dich hören!"

 

 

 

"Bist du glücklich?" frage ich übrigens nie zurück. Da ich die Antwort kenne.

Da passt etwas ganz gewaltig und überhaupt nicht zusammen.

Aber mir fehlt bisher irgendwie der Schlüssel zum Rätsel. Noch...