Warum kann ich nicht schlafen? Die leuchtenden Ziffern der Digitaluhr rücken weiter und weiter, die Nacht wird immer kürzer...

Seit gestern stehen unsere Rucksäcke am Bett, wir haben sie am Nachmittag aufgesetzt, gewechselt, die Gurte eingestellt. Beide gehören mir. Einer war schon auf ihm, dem Weg der Wege. Einlaminier- te Fotos flattern an ihm, Aufnäher vom Camino de Santiago zieren ihn. Er lenkt meine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Zwei Jakobswege in 2007. Einer 2009. Der letzte 2013, von dem ich mit einer schweren Verletzung heimkehrte, die noch immer nicht ausgeheilt ist...

Die Wunde von 2007 sieht man hingegen äußerlich nicht. Doch auch sie ist noch nicht ganz ver- narbt. Während ich mit offenen Augen in der schwarzen Dunkelheit liege, schläft Peter ruhig und fest neben mir. Ich bin da, er hält im Schlaf meine Hand, seine Welt ist in Ordnung. Meine dagegen ist es ganz und gar nicht. Versteht er meine Andeutungen nicht? Kennt er mich (noch immer) so wenig? Will er nur das sehen (und begreifen) was nach außen hin zu erkennen ist? So ist es wohl...

Wenn alles klappt, werde ich in wenigen Wochen mit ihm durch das schwere Tor der Kathedrale von Santiago treten. Wie einst mit ihm, dem Mann den ich so sehr liebte. Auch er schlief neben mir. Aber er hielt mich im Arm und mein Kopf lag an seiner Schulter. So nah es nur möglich war wollten wir uns sein. In der letzten gemeinsamen Nacht schaute ich ihn mir stundenlang an, wollte mir jede noch so geringste Kleinigkeit einprägen - um sie niemals zu vergessen. Noch viele Jahre lang kehrte ich nachts in meinen Gedanken zu diesen Augen - Blicken zurück...

 

Warum tut es immer noch weh? Ist es so schwer loszulassen?

Zu lieben lässt sich nicht erzwingen. Damit aufzuhören wohl auch nicht...