Fast ist der Oktober nun schon zu Ende, auch das Jahr schreitet seiner Wende schnellen Schrittes entgegen. Erschreckend viel Zeit scheint verstrichen zu sein. Seit... Ja, seit was? Seit mein Leben eine enorme Wendung genommen hat. Vor zehn Jahren genau bin ich verrentet worden. Einfach nur, da es finanziell sonst keinen anderen Weg gab. Ein eigenes Haus - damit fiel ich durch alle Maschen unseres sozialen Sicherungsnetzes. "Ja, warum haben sie auch?!" Immer wieder hörte ich das. Doch soll(te) man nicht vorsorgen? Das hatte ich getan. Mit Immobilie, Wohnung und Bausparvertrag. Nun lebte ich davon. Sah traurig zu, wie alles dahinschmolz, als schiene Sonne auf Schnee. Am Ende blieb nur dieser eine (Aus)Weg...

Im Frühjahr darauf auch einer. Mein erster Jakobsweg. Der noch einmal alles veränderte. Auch für immer. Unumkehrbar. Ich erinnerte mich. An jenes, was ich hatte vergessen wollen.  Aber auch an das, was ich zeitweise vergessen hatte. Alles war damals absolut richtig, genauso wie es geschah!

Ein Jahrzehnt ist vergangen, seit mein Arbeitsleben unerwartet endete. Und fast eines, seit anderes dafür begann. Die Rückbesinnung. Auch der Blick nach vorn. Vieles habe ich verloren seitdem. Um manches ist es nicht schade. Um anderes trauere ich zutiefst. Immer wieder. Immer noch. Es wird wohl so bleiben.

Der Berg, vor dem ich zur Zeit stehe, der wächst an jedem Tag an. Ich vermag ihn nicht abzutragen, so sehr ich es auch versuche.  Er wird immer höher und steiler. Vielleicht stürzt er eines Tages auf mich hinab. Das habe nicht ich zu entscheiden. Was überhaupt? Das frage ich mich oft. Scheinbar befinde ich mich in einer Sackgasse. Kann nicht vor und nicht zurück. Nur hoffen. Dass im kommenden Jahr endlich mein Haus verkauft werden kann. Ich die ersehnte Befreiung erlange, von der Stadt, den Mauern und Räumen mit denen mein Schicksal so eng verwoben ist. Welche unsichtbaren Stricke binden mich hier? Gordische Knoten scheinen es zu sein. Doch wo ist das Schwert dazu?

Habe ich es gefunden erwartet mich ein langer Weg. Ein letztes Mal. Das war das Gelöbnis: Wenn, dann... Eine ganz andere Frau wird losgehen. Und eine veränderte ankommen? Wer kann das schon sagen...

Ab und zu suche ich nach den Weggefährten vergangener Caminos. Manche hinterlassen keine Spuren im Internet. Andere erstaunlicherweise schon. Dann schaue ich auf aktuelle Fotos. Sitze ernst vor dem Bildschirm und blicke in vertraute Augen. Um darin zu lesen. Von Trauer und Schmerz. Von Erinnerungen. Das tut mir weh. Immer wieder. Immer noch. Es wird wohl so bleiben.

 

Die Vergangenheit vergeht nicht.

manchmal geht sie nicht einmal vorüber.