Zurück im Haus, nächste Pack - Aktion.

Kurz erschienen mir die letzten Pausen - Tage im Exil.

Manchmal bis nach 12 Uhr verschlafen, bei dicht geschlossenem Rolladen.

Erschöpft. Überfordert. Krank.

Neue Läsionen entdeckt. Einfach so. Von jetzt auf gleich.

Ein seltsames Gefühl unter dem Shirt. Nur das.

Vorsichtig berührt. Die Hand blutig hervorgezogen.

Kinderpuder aufgestreut. Gewartet. Nachgedacht.

Eine Wunde verheilt mühsam. Eine andere tut sich auf.

Das ganze Leben ist wohl so. Nur sonst eher unsichtbar.

 

Was sieht man schon? Von der Zeit? Meinen Gedanken? Von mir?

Nur das, was ich zeigen möchte. Es ist ein Teil von mir. Aber nicht alles.

Niemand da, mit dem ich reden könnte.

Der zuzuhören vermag. Und das Richtige zu sagen.

Nun bin ich wieder hier. In den Jahrhunderte alten Mauern.

Was alles hat dieses Haus angehört? Erlebt in 450 Jahren?

Dagegen bin ich nichts. Gar nichts! Nicht einmal ein Windhauch...

Andere werden nach mir kommen. Und wiederum neue nach ihnen.

Niemand wird sich an mich erinnern.

Vielleicht werde ich das eines Tages auch selbst nicht mehr können.

Wann wird diese Zeit kommen? Bald? Demnächst? Nie?

 

Einsam ist es hier. Still. Mit drei leeren Kinderzimmern.

Das heißt, leer sind sie ja nicht wirklich. Spuren blieben.

Kartons. Mit Eisen- und Autorennbahnen.

Babybausteinen. Schaukelpferden. Dreirad und Puppenwagen.

Gedanken an vergangene Weihnachtsfeste steigen auf.

Lange her. Alles längst vollendete Vergangenheit.

Aber bewältigt ist sie wohl nicht. Könnte sie es sein?

Wäre sie es, wenn ich alles auf den Müll werfen würde?

Sicher nicht. Mental würde vermutlich alles irgendwie überleben.

Das ist wohl nicht der Weg.

 

Der Weg. Ich denke an den Camino. Wie so oft.

Verschiedene Filme dazu gab es an Pfingsten, Erinnerungen stiegen auf.

Wer von den Freunden aus dieser Zeit schaute auch gerade?

Dachte an mich, andere Begegnungen, die Gefühle von damals?

Man vergisst nicht. Es vergeht nur Zeit.

Aber aus den wirklichen Freunden von damals werden keine Fremden.

Ein unsichtbares Band verbindet sie. Ein Abenteuer. Ein Weg. Ein Ziel.

Auch das ist ein Raum voller Erinnerungen. Wichtigen.

Lebenslang. Wie lange diese Phase auch immer sein mag.

 

Ein Jakobsweg steht mir noch bevor. Gelobt vor einem Jahrzehnt.

Für den Fall, dass das Haus verkauft sein wird.

Mit ihm möchte ich Abschied nehmen.

Einen Lebensabschnitt beenden.

Einen letzten beginnen. Wenn mir das noch vergönnt ist.

Falls nicht, so habe ich immerhin mein Leben aufgeräumt.

Materie losgelassen. Und ein Zuhause, das ein ganz besonderes war.

In mein Mietlager passt nicht allzu viel. Das ist wohl gut so.

Erzwingt Beschränkung. Alles ist richtig, so wie es ist.

Wieder einmal sortiere ich Bücher aus. Meine Bekleidung.

Wer wandert braucht nur was er tragen kann,“ Anne Donath.

 

Ja. Stimmt. Habe ich schon vor langer Zeit verstanden.

Nur zwischendurch etwas gemogelt. Doch nun bin ich wieder auf Kurs.

Mut ist vielleicht manchmal, nicht mutig zu sein...