Wieviel brauchen wir – wieviel brauche ich?

Es war heute viel zu heiß, um im Haus in der Seehafenstadt zu packen.

Also bin ich im Exil geblieben, habe an meinem Fabrik - Tisch weitergearbeitet.

Er kam als Bruchholz, nun ist alles verleimt, geschliffen, farblich neu gefasst.

Ein schönes „neues“ Teil, über dessen Fertigstellung ich mich freue.

Aber brauche ich ihn? Was überhaupt benötigt man?

Eine Sendung im NDR gerade eben, die passt gut dazu.

Ein radikales Experiment. In dem eine Familie zunächst auf fast alles verzichtet.

Und sich dann jeden Tag etwas vom eingelagerten Hausrat holen darf.

 

Es ging aus, wie ich es mir dachte. Denn ich bin viel gewandert.

Auf Weit -Trekkingwegen lernt man sich drastisch zu beschränken.

Da man Küche, Bad, Schlaf – und Wohnraum etc. auf dem Rücken trägt.

Die Waschmaschine dazu, den Computer, die Bibliothek, den Schreibtisch.

Jedes Gramm summiert sich am Ende zu Kilos. Und jene zur drückenden Last.

Rücken und Nacken schmerzen, Beine und Füße auch. Manches ist zu viel.

Wer wandert braucht nur was er tragen kann!“ Gern zitiert von mir.

Weil es so enorm zutrifft. Und wir es gut einsehen können.

 

Was in der Ferne so einfach erscheint, fällt uns indes daheim schwer.

Vielleicht, weil uns im realen Leben die Bedürfnisse nicht so klar sind?

Wir immer vorsorgen wollen, für Besuch und andere Eventualitäten?

Weil das, was wir da im Überfluss haben, so teuer war?

Es sich um Erinnerungen handelt? Geschenke?

Andere Not leiden und wir uns insgeheim vor Verlust fürchten?

Konsum eine Form der Freizeitbeschäftigung geworden ist?

Weil andere auch kaufen und wir „mithalten“ wollen?

Vielleicht haben wir auch noch nie darüber intensiv nachgedacht.

Uns und unseren „Besitz“ infrage gestellt. Wir sitzen halt drauf...

 

Auszusortieren ist nicht einfach. Es erfordert Aufmerksamkeit.

Entscheidungen, die so oft angeratene Achtsamkeit.

Aber wann fangen wir an? Und womit? In welchem Raum?

Meistens ist es dann doch zu beschwerlich. Wohin auch mit allem?

Und in der Fotokiste hängen wir stundenlang seufzend fest.

Dann lieber doch ein anderes Mal weiter, wenn der Zeitpunkt besser ist!

Aber wann kommt der? Freiwillig? Oder mit Brachialgewalt?

Meistens ist es wohl eine Mischung von allem.

Bleibt uns dann ausreichend Zeit? Mut? Kraft?

 

Die Doku hat mich berührt. Eben weil sie zu meiner Situation passt.

Vom Familienhaus mit vier Etagen, geht es nun in 41qm Lagerfläche.

Das ist nicht viel. Wenn man alles zugänglich einlagern will.

Also nicht hinten links anfangen und kompakt bis zur Tür stapeln.

Da sind wir wieder oben: Was brauche ich wieviel?

Noch ist es Glutsommer. Aber der Winter wird kommen.

Werde ich irgendwann nach einem bestimmten Buch suchen?

Werkzeug benötigen? Bettwäsche? Weihnachtsdeko? Vorhänge? Wolle?

Da ist noch soviel zu verpacken. Wofür?

Eine Zukunft, die es vielleicht nicht geben wird?

Einen Samen, der nicht mehr keimen wird, im kommenden Jahr?

 

Dann müssen andere entscheiden, was sie von allem brauchen können.

Wieviel davon. Und ich will ihnen das möglichst leicht machen...