wär' kein neues Leben. In meinem Alter weiß man das sehr gut.

Außerdem ist gar kein Platz in meinem Herzen. Für einen Mann. 

Weil es noch immer blockiert ist. Von einer Erinnerung. Lange her. Sehr lange.

Meiner Freundin Fee sagte ich einmal: "Die Erfahrung hat mich gelehrt,

dass ich zehn Jahre brauche, um eine gescheiterte Liebe zu verarbeiten!"

Sie fragte nach: "Und wieviele davon sind nun vergangen?" Jetzt sind es acht...

 

Der Mann der klingelt weiß nichts davon. Warum auch? Er kennt mich fast nicht.

In der Hand hält er Leisten. Und eine Silikonkartusche. Für's neue Badezimmerfenster.

Arbeitet still und exakt vor sich hin. Nun ist alles komplett. Top.

Wir fahren anschließend zum Baumarkt. Um nach Material zu schauen.

Für den nächsten Akt. Mein Haus ist eine Großbaustelle...

 

Seine Prinzessin muss zuerst Kaffee trinken und fette Sahnetorte essen. Meint er.

Raucht nicht. Um mir zu zeigen, dass es auch ohne geht. Ich bemerke es.

Es müsste nicht so sein. Aber er möchte mir etwas beweisen.

Zwischen den Regalen lehne ich mich an ihn. Er duftet gut.

Jedenfalls kann ich ihn gut riechen. Irgendwann nehme ich unbedarft seine Hand.

Er lächelt, streicht mir die mittlerweile langen blonden Haare aus dem Gesicht.

 

Seltsamerweise ist er der erste Mann, dem ich mein komplettes Haus gezeigt habe.

Mit bangem, klopfenden Herzen. Asperger eben. Es fühlte sich aber gut an. Angenehm.

Meine Angst war rasch weg. Er beurteilte nicht, schaute, überlegte, maß aus.

Die nächste Baustelle steht fest. Er wird sie mir abnehmen.

Das ist ungewohnt. Erstaunt mich. Aber ist zugleich beruhigend.

Dieser Mann ist anders. Einer der gibt und nicht fordert.

 

Als wir uns verabschieden küsse ich ihn. Freiwillig. Ganz von mir aus.

Am Freitagabend im Wohnmobil habe ich ihm noch einen Vortrag gehalten.

Ihn zurechtgewiesen. Er hat mich still in den Arm genommen, zugedeckt.

Und gesagt: "Ich werde warten, Prinzessin!" Nicht dieses Wort, nicht gerade dieses...

Meine Gedanken waren sofort wieder bei Georg. Unserer Liebe. Immer noch.

Weil ich weiß, dass es für ihn nicht anders ist. Zeit spielt keine Rolle.

 

Heute empfinde ich mehr, dass diese Gefühle in eine vergangene Zeit gehören.

Greife nach einer großen starken Hand, die meine schmale hält. Lehne mich an.

Als ER fährt, da gebe ich ihm einen Abschiedskuss durchs Autofenster.

"Wie wunderschön weiche Lippen Du hast, " sagt er leise.

Ich winke noch lange. Und ER auch. Am Freitag sehen wir uns wieder.

Ich habe die Freiheit die ich wollte. Und zugleich die Nähe.

 

Drinnen entzünde ich eine Kerze. Schnuppere an meinem Shirt herum.

Es riecht nach ihm. Super angenehm. Ich schlaf' damit heute Nacht.

Georg, verrate ich Dich / uns? Dieses Gefühl habe ich. Immer noch.

Aber Du hast mir einmal geschrieben: "Meine Prinzessin,

eben weil ich DIch so sehe liebe bin ich bereit Dich loszulassen. Du hast ein Recht darauf!"

Ich erinnere mich sehr gut daran. Aber...

 

Gefühl und Verstand ringen miteinander. Welche Seite wird am Ende gewinnen?

"Was ich liebe, das verliere ich immer!" So habe ich es damals gesagt, im Mai 2007.

Und denke nicht anders darüber, im Juli 2015. Aber ich liebe ja nicht...